© 2017 by Jonas Seufert

Die Story ihres Lebens

Wenn eines der Kinder krank wurde, Sie aber beide einen Termin hatten – wer ist zu Hause geblieben?  

 

Sie: Ich. Durch die Teilzeit war bei mir klar: Ich bin diejenige, die pünktlich am Kindergarten zu sein hat, die auf ihre Mittagspause verzichtet, die abends am Schreibtisch sitzt und weiterarbeitet. Er hat die völlige Freiheit und sagt am Morgen: Übrigens, ich muss heute nach Berlin, und ist weg. Das ist bis heute so.   

 

Hätten Sie das gerechter verteilen können, wenn Sie vorher einen Plan gehabt hätten? 

 

Wir haben definitiv vorher zu wenig geredet. Als wir dann Diskussionen geführt haben, hatte es sich schon total eingefahren. Ich habe nicht gesehen, wie ich voll arbeiten kann, ohne dass die Kinder darunter leiden. Mein Mann hat aber auch kein Angebot gemacht, außer: Dann muss die Putzfrau halt zweimal die Woche kommen.

Eine Ausnahme war, als ich 2012 bis 2014 Mitglied einer Theater-Jury wurde. Das bedeutet drei Jahre lang sehr viel reisen. Er hat sofort gesagt: Mach das, das kriegen wir hin. 

 

Wie war das für Sie, als Sie unterwegs waren?  

 

Super. Weil du dann deine Zeit frei einteilen kannst. Du kannst abends noch im Hotel arbeiten, du musst dich morgens nicht ums Frühstück kümmern. Mein Mann hat dann auch Hausarbeit übernommen. Er steht ja sonst nicht mit den Kindern auf, wenn ich da bin. 

 

Hätten Sie mit ihrem Mann tauschen wollen? 

 

Nein, die Nähe zu den Kindern möchte ich nicht missen. Die Kinder nur beim Frühstück oder Abendessen zu sehen, fände ich schwierig. 

 

Wer macht die Hausarbeit? Eine Verteilung in Prozenten. 

 

Ich würde sagen, 80/20. Aber ich weiß, was mein Mann darauf geantwortet hat. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo in der Mitte.

Wenn die Kinder mal krank waren und Sie hatten beide wichtige Termine – wer ist normalerweise zu Hause geblieben?  
 
Er: Es gab damals eine Art Notfallkindergarten. Davon haben wir glaube ich ein einziges Mal Gebrauch gemacht. Wenn ich keinen Dienst hatte, war es unproblematisch. Faktisch hat meine Frau das aber in 80% der Fälle gemacht.  

 

Hat sie sich darüber beschwert? 

 

Ja, wir haben das dann aber beide so hingenommen.

 
Wie verteilen Sie die Hausarbeit?  
 
Ich bin ja seit zehn Jahren nicht mehr Ressortleiter. Jetzt würde ich schon sagen, dass ich relativ viel einkaufe und koche. In Prozenten ausgedrückt mache ich 40 und sie 60. Sie würde aber sagen, sie macht 85% und ich mache 15%. 
 

Sie waren auf der gleichen Journalistenschule. Sie sind verheiratet und haben zwei Kinder. Sie arbeiten beim gleichen Printmedium im gleichen Ressort. Trotzdem verdient er mehr als doppelt so viel wie sie. Eine Spurensuche in zwei Gesprächen

Kapitel 3: Haus und Herd

End

INTERVIEW